Lp-Kritik
Cooler als Eis
Udo Blindennerv
Teletunten U47
Man vergleicht Udo Blindennerv mit Mohammed Ali oder Peter P. Pernod; ich weiß zwar nicht warum, aber besser als keine Einleitung. Man kann geteilter Meinung sein über seine neue Platte, hauptsächlich weil sie nach altgewohnter Manier wieder zwei Seiten hat und nach klassizistischem Muster das Loch in der Mitte. Neu ist jedoch die runde Form der Lp. Die bisherigen quadratischen Lp's hatten den unschätzbaren Nachteil, dass die Zugspannungen ungleichmäßig verteilt waren. Bei den Runden entfallen jetzt die lästigen Knackser an den Ecken. Die Platte ist mit einer rotkohlsaftabstoßenden Plastikhülle verpackt, die sich ideal dazu eignet, Kleinkinder ihrem Schicksal zu überlassen. Die Platte selbst ist sehr oberflächlich produziert; darüber täuscht auch nicht die vielfältige Struktur der Rillen hinfort, die das Herz eines jeden Elektronenmikroskopbesitzers höher schlagen lassen würde. Der Titel der Platte ist gut gewählt; ebenso nichtssagend wie die ausdrucksstarken Texte. Und damit bin nicht schon beim Hauptproblem : der Inhalt! Faszinierend, wie adäquat sich alle Instrumente mit unterschiedlichen Tonarten in eine Gemeinschaft integrieren und sich subtil in einer dissonanten Kulmination dem Chaos hingeben. |
Schon der Titelsong ist symptomatisch für alle folgenden
Stücke. Der Song beginnt mit einem Vielvierteltakt des Drummers Knox Out,
unterstützt von dem nicht zu hörenden Basser Donald F. Moll, der
desillusioniert nur von Tonika auf Dominante und Subgouvernante wechselt.
Aufgelockerte Begleitung bieten die Bläser : Floyd Hatari, Kurt Blazer
und Kuni Lingus, die genauso undifferenziert wie unintegriert
wirken. Nach der dritten Strophe sind nun auch endlich die geballt gelallten Lautkonfiguration von Udo Blindennerv zu hören, aber noch nicht zu verstehen. Man merkt zwar, dass er sich um eine männlichere Stimme als Kiki Redee bemüht, aber nicht über den Standard eines Hara Kiri hinauskommt. Der Keyboarder, Levi Breaks, überrascht durch seine perfekt dargebotene Unmusikalität, im Gegensatz zum Gitarristen Les Fender, bei dem wir daran gewöhnt sind. Alles in allem einen LP, die ich keinem empfehle, die aber jeder unbedingt haben sollte, wenn man zu den Leuten gehören möchte, die nicht dazugehören wollen. wat. |