Chemie im Alltag: Typps und Tryx in Wald und Flur
von Unterstudienrat Karl Bon

Ist es nicht so ? Haben Sie es nicht auch schon erlebt ? Da erzählt der Opa von Knallern mit Unkraut Ex, die Uroma schwärmt von ihrem Bekannten Franz Branntwein, der Nachbar gibt Ihnen eine Bolsflasche ohne Aufschrift und blauer Flüssigkeit. Und ein guter Freund kommt mit einer braunen, klumpigen Masse, die er selbst auch von einem guten Bekannten erhielt und die gar nicht vom Schuh abgehen mag; nur auf Ihrem Teppich.

Alles möchten Sie von ihnen wissen, was sie vor langer Zeit erlebt haben, aber Sie kennen nur Playstation und das Internet. Dawei - pardon - dabei ist alles so einfach. Nur wenige Hilfsmittel und Handgriffe genügen; und die Wahrheit liegt vor Ihnen auf dem Tisch. Manchmal reicht der bloße Anblick oder ein schlechter Geschmack auf der Zunge, vielleicht auch eine leichte Hautrötung, ein Beißen in den Augen oder schneidendes Wasser, um Ihnen den letzten Hinweis zu geben, wie einfach Chemiker Stoffes zu geben.


Ein Lotuseffekt, der sich gewaschen hat
Einleitung:
Bestimmte Pflanzenblätter haben eine Oberfläche, die nur gering benetzbar ist. Die Struktur der Oberfläche sorgt dafür, dass das Wasser gut abperlt und die Oberfläche nicht naß wird. Ebenso verhindert die Struktur, dass sich Schmutz absetzt.  Dies wollen wir mit einfachen, handelsüblichen Mittel nachvollziehen.

Hintergrund: Als Gegenstück der Veresterung entsteht bei der Verseifung (Saponifikation) aus öligen Fetten und fetter Ölen, die Ester höherer azyklischer Monocarbonsäuren darstellen sowie Natriumhydroxid NaOH , ganz einfache, kernige Seife: die Kernseife. 

                        Fette + NaOH = Seife

Durchführung: Gewöhnliche Kernseife liefert uns die Basis der Oberflächenbeschichtung. Sie ist in Stangen von Unterarmlänge in jedem gutem Drogeriefachmarkt für ziemlich wenig Geld erhältlich. Wir waschen uns oder einem guten Bekannten von einem guten Freund siebenmal täglich die Hände mit Kernseife ohne das Waschbecken im Anschluß nachzuwischen. Unter stetiger Nichtbeachtung des Reinigungsgebots und mit einer größeren Menge guter Freunde von guten Bekannten sedimentiert eine stumpf anzusehende Schicht Kernseife auf der Waschbeckenoberfläche.

Versuchsergebnis: Bereits nach wenigen Tagen kullert das Wasser perlenbildend der Schwerkraft folgernd dem Traps entgegen. Die Oberflächenspannung zieht das Wasser zu Tropfen zusammen. Was sich stumpf auf der Keramik absetzt, findet sein schlabbrig-wässeriges Gegenstück im verborgenen Dünkel des Trapses. Es läßt sich bei Bedarf leicht mit der Zahnbürste entfernen. Vom weiteren Gebrauch der Bürste ist aus ästhetischen Bedenken abzusehen.

Ausblick: Neben der Kernseife sei hier noch die Schmierseife hervorzuheben. Sie kann anstelle der natriumbasierenden Base mit Kaliumhydroxid KOH dargestellt werden. Wie uns der Trivialname verrät, ist der Lotuseffekt noch intensiver : Hier rutscht eigentlich alles ab was geht.


Ein Mittel gegen Schweißfüße
Einleitung:
Organische Säuren vermögen mit Alkoholen zuweilen recht fruchtig riechende Ester zu bilden. Dies wollen wir anhand oder besser zu Fuß mittels penetranter Schweißfüße beweisen.

Hintergrund: Nach der allgemeinen Formel 

                        Carbonsäure + Alkohol = Ester + H2O
             (nicht zu verwechseln mit Ester Williams!)

wandeln wir die N-Buttersäure H3C-(CH2)2-COOH des Fußschweißes mit gewöhnlichem Ethanol zu Ethylbutanat (C3H7-CO-OC2H5) um. 

Durchführung: Reiben Sie hierfür Ihre Füße oder die des guten Freundes eines guten Bekannten mit dem gewünschten Alkohol ein. Erwärmen Sie die Füße bedächtig mit einem Föhn. Sollte kein solcher zur Hand sein, tut es auch kräftiges Reiben mit den Händen. 

Versuchsergebnis: Was nach erster, oberflächlicher Beurteilung streng riechen sollte, erweißt sich als wohltuendes Ananasaroma. Hier ist Buttersäureethylester entstanden.

Ausblick: Versuchen Sie auch die Alkohole Methanol und Isoamylalkohol mit den lieblichen Aromen Apfel (Buttersäuremethylester; C3H7-CO-OCH3) und Birne (Buttersäureisoamylester; C3H7-CO-OC5H11).  Zu bemitleidende Mitmenschen, die an gesteigerter Schweißproduktion leiden, wandeln ihren Makel zum Nutzen ihrer selbst und dem Rest der Menschheit. Der tröpfelnde Extrakt lässt sich sammeln und ergibt nach dem vorgestellten Ablauf genau Aromastoff, um die Nachfüllkartusche für WC und Automobil Bedufter zu sparen.

www.Halbwissen.net Last Version from 06.01.2009